Sonntag, 7. Dezember 2008

Blau von gestern


Der Freund von Kate Moss hat es vorgemacht: Blaue Augen sind der neue Schönheitstrend. Immer mehr Menschen lassen sich blaue Augen schlagen.

Diesen Trend bestätigte am Montag ein Kollege, dessen linkes Auge zugequollen ist. Er wolle damit dem Schönheitswahn folgen, der weltweit ausgebrochen sei, gestand er.

Erst jüngst war bekannt geworden, dass auch Jamie Hince, der Freund von Kate Moss, sich ein blaues Auge machen ließ. Hince war damit auf einer Ladenparty von Stella McCartney aufgetaucht und gilt seither als Blaupause für den neuen Stil.

"Dieser Beautytrend ist ein Zeichen der Zeit", sagte ein Analyst einer Pleitebank, der gleich mit zwei blauen Augen herumläuft. "Die Aussage einer solchen Maßnahme: Heutzutage kann man froh sein, wenn man mit einem oder zwei blauen Augen davonkommt." Ein Veilchen sei das Zeichen von Gewinnern.

Die schönheitsmedizinischen Methoden, sich einen modernen Blaue-Augen-Look zu verpassen, sind vielfältig. Allerdings will nicht jeder sofort seine Tricks verraten. So behauptete Moss' Freund Hince zunächst, er sei mit einer Kiste Weihnachtsdeko von der Leiter gefallen. Später gab seine Freundin aber zu, sie habe ihm das Veilchen verpasst. "Wir hatten einen Streit, was wir Weihnachten machen sollten", sagte Moss laut "Daily Mail". Auch der Kollege hat das Fest der Hiebe als Anlass für ein neues Aussehen erkannt und ließ es sich beim Karate einbläuen.

Experten aber warnen davor, sich selbst zu schlagen. "Gerade in Krisenzeiten darf man nicht ohne Rat blaumachen, sonst erlebt man schnell sein blaues Wunder und sieht aus wie wir", sagte etwa ein Mitglied der Blue Man Group.

Samstag, 6. Dezember 2008

Wunschliste


Würde der Nikolaus Wunschlisten ignorieren und nur nützliche Geschenke bringen, ginge es der Welt besser
Lieber, guter Nikolaus, du bringst sonst schöne Sachen/Doch dieses Mal ist nichts wie sonst/du musst was anders machen/

So viele Sünder dieses Jahr/doch Rute hilft nicht viel/Nur indirekte Steuerung, die bringt dich noch ans Ziel/

Schenk einfach nicht, was einer wünscht, die Zeiten sind vorbei/Schenk nur noch das, was einer braucht/Ich füg 'ne Liste bei/

Die Banker betteln jetzt um Geld. Dabei ist's doch ein Muss/nach all den Rechenfehlern hier: Ihr kriegt 'nen Abakus/

Bis nächstes Jahr, so hoffen wir, kapiert ihr es dann doch/Schiebt man 'ne Kugel ganz nach rechts, dann hat man links ein Loch/

Für Putins Wladimir aus Moskau/ist dieses Jahr ein Globus Pflicht/Nix neue Pipelines, nix mehr Gas/Der Kerl kennt seine Grenzen nicht/

Den Spatel und den Füllkitt/ bekommt die SPD/dann tut die nächste Spaltung/schon nur noch halb so weh/Dazu ein rosa Taschentuch/das lindert das Gewimmer/Zum Abtritt kriegt der Wolfgang C. ein neues Badezimmer/

Die kleine Angela bekommt statt Steuermehreinnahmen/'nen Gutschein für den Aufbaukurs "Nimm deinen Mut zusammen"/Und Reinhold will 'nen Fernsehpreis für seine Labersendung?/Nee, ARD, hier habt ihr Tesa/Ihr findet schon Verwendung/

Die Knoblauchpillen sind gesund, einmal nach jedem Essen/Die kriegt der Klausi von der Post, um nichts mehr zu vergessen/

Hilf dieser Welt, mein Nikolaus, mach schön sie und gerecht/Ach ja und schenk mir einen Porsche/den brauch ich dringend, echt.

Freitag, 5. Dezember 2008

Bild dir deine Spione


Andrea Ypsilanti hätte ihre Wahlniederlage vielleicht verhindern können - wenn sie sich bloß mal ein paar Anregungen von der "Bild"-Zeitung geholt hätte.

Die CDU-Basis will die deutsche Sprache im Grundgesetz verankern. SPD-Fraktionschef Peter Struck will das nicht. Aber er wird den CDU-Vorstoß dennoch unterstützen, falls die Union hilft, auch den Sport und den Kinderschutz ins Grundgesetz zu heben. Politik ist eben ein stetes Geben und Nehmen.

Dieses Prinzip hat die "Bild"-Zeitung nun monetarisiert und marktfähig gemacht. Zusammen mit dem Discounter Lidl verkauft das Blatt eine digitale Filmkamera mit 30 Prozent Rabatt. Doch geschieht das nicht ohne Eigennutz. Die Kamera verfügt über eine Software, die die geschossenen Aufnahmen direkt in die "Bild"-Redaktion sendet. Die Zeitung hofft so, noch mehr Aufnahmen nackter Politiker und kiffender Prinzen abdrucken zu können.

Das Modell birgt fantastische Anreize - auch in der Politik. So könnte das Innenministerium Computer subventionieren, die sich extra leicht ausspähen lassen. Gesundheitsministerin Ulla Schmidt könnte Rabatte für Sportschuhe mit Mikrochip spendieren. Läuft der Träger weniger als 3000 Schritte am Tag, wird die zuständige Krankenkasse informiert und der individuelle Beitragssatz angehoben.

Auch Andrea Ypsilanti sollte das "Bild"-Konzept studieren. Als sie sich zur hessischen Landesfürstin wählen lassen wollte, soll sie Abgeordnete aufgefordert haben, ihre geheime Stimmabgabe per Handyfoto zu dokumentieren. Sicher ist sicher!

Langsam dämmert es einem, warum Ypsilanti nicht gewählt wurde. Die Abgeordneten bekamen kein neues Handy zum Super-Spartarif.


Donnerstag, 4. Dezember 2008

Sehnsucht nach dem Banker


Gestern habe ich einen Mitarbeiter meiner Bank mit einem Faustschlag niedergestreckt. Natürlich nur im Traum - der nächtlichen Verarbeitung meines Traumas.

Ich bin ein Pin-Opfer: Ich habe meine EC-Karte verloren, eine neue muss her. Das kann ja nicht so schwer sein, denke ich und versuche es am Bankschalter. Aber der Schaltermann lässt sich nicht erweichen. Neue Karte? "Nur in der Zentrale!" Ich versuche es per Fax: keine Reaktion. Langsam werden Freunde und Kollegen unwirsch, bei denen ich ständig Geld pumpe. Mein Schuldenberg wächst.

Ich greife nach dem Telefon. 50 Wartedudelschleifen später habe ich es geschafft: Die Computerstimme, die unnachgiebig und monoton eine Telefon-Pin von mir verlangt, gibt auf - in der Leitung ist ein echter Mensch. Zu meinem Entsetzen fragt der aber genauso monoton nach meiner Pin und weigert sich, ohne sie auch nur die klitzekleinste Auskunft zu geben. Ich wollte doch nur harmlos fragen, ob meine Faxe angekommen sind. "Ich schicke Ihnen eine Telefon-Pin, ohne die geht heute gar nichts mehr", sagt der Telefonmann.

Ich habe Pins für zwei Handys, mein Sparbuch, die EC-Karte (die gerade weg ist) und zwei Kreditkarten. Ich will mir keine neue Nummer merken, ich will einen echten Banker. Vielleicht gründe ich eine Selbsthilfegruppe: "Total verpint - wir wollen Menschen statt Maschinen!"

Die neue Telefon-Pin ist an eine falsche Adresse gegangen. Ich rufe bei der Hotline an. "Eine Adressänderung? Dazu müssen Sie mir Ihre Telefon-Pin geben." Heute werde ich von Kettensägen träumen.


Montag, 1. Dezember 2008

Du mich auch


Der Vorlagenspeicher für Handy-Kurzmitteilungen muss dringend ergänzt werden.

Die Zeit ist knapp. Manchmal ist auch die Umgebung nicht geeignet, um langwierig Buchstaben auf dem Handy einzutippen. Fürsorglich haben die Handyanbieter daher eine ganze Reihe Vorlagen gebastelt, die man verschicken kann. Wie "Danke" oder "Besprechung fällt aus".

Nummer neun allerdings ist privat: "Ich liebe dich auch". Es muss ein häufiges Bedürfnis sein, d ie sehnsuchtsvoll simsende Freundin mal ganz schnell zwischen zwei ausfallenden Besprechungen zufriedenzustellen.

Aber ganz abgesehen davon, dass diese SMS-Antwort auf eine Gefühlsoffensive, einmal im Adressfeld vertippt, schnell da landet, wo sie nicht hingehört. Was ist, wenn man den Empfänger nun mal nicht liebt? Da fehlt eindeutig was. Wenn schon ein einfacheres Management des Privatlebens durch Vorlagen, dann richtig.

Bisher gibt es als Antwort auf die Liebeserklärung aus Mangel an Alternativen nur ein höfliches "Danke" oder ein abweisendes "Bin in Besprechung". Dass die ausgefallen ist, kann der andere ja nicht wissen. Wo bleibt die klare Vorlage "Ich dich nicht" oder die wenig verzeihende "Vergiss es" (auch sonst gut anwendbar). Für den Stalker-Fall hätten wir dann noch gern ein definitives "Arschloch!" (ebenfalls vielseitig einsetzbar).

Auch romantische Naturen sollte der Handyspeicher berücksichtigen. Wer Liebeserklärungen per SMS grundsätzlich für kulturellen Verfall hält und sich bei Empfang einer solchen plötzlich über den Zivilisationsstand des Partners klar wird, soll schnell zurücksimsen dürfen: "Du mich auch".


Mittwoch, 26. November 2008

Guns N'Kohl


Eine Rockband macht vor, wie man mit Krisen umgeht: Man tut einfach mal 15 Jahre nichts.
Manchmal melden sie sich zu Wort, die Freunde der Langsamkeit. 2004 zum Beispiel war es das ehemalige Tennis-Ass Boris Becker, der in seinem biografischen Spätwerk das Faust'sche Postulat "Augenblick, verweile doch (Du warst so schön)" selbst für uns Menschen des 21. Jahrhunderts greifbar gemacht hat.

Nach 15 Jahren Askese und Entschleunigung haben nun auch Guns N' Roses ihr neues Album vorgestellt. Als sie damit anfingen, es muss 1993 gewesen sein, die Älteren erinnern sich, war die deutsche Einheit noch jung, es gab nirgendwo Internet, und bei Osama Bin Laden dachten die meisten noch an den Gemüseverkäufer um die Ecke.

Es war eine langsame Zeit, und die Rockdinosaurier um Axl Rose waren ihre Kinder. Herr über die Zeit war der Kanzler Helmut Kohl, der die Praxis des Aussitzens in die Politik einführte und es damit auf 16 Jahre Regierung brachte: Also noch länger, als Guns N' Roses für ihre neue Platte gebraucht haben.

Man muss sich mal vorstellen, Kohl würde jetzt wie die Rockband aus den Untiefen der Geschichte wieder auftauchen und Deutschland in der Krise regieren. Gar keine schlechte Idee: Er würde einfach nichts machen, bis alles von allein zu Ende wäre. Das Ganze würde er dann als politischen Erfolg werten und die nächsten Wahlen gewinnen. ("Früher war alles besser.")

In vier Wochen ist mal wieder Weihnachten. Zeit innezuhalten, Umkehr zu üben, Buße tun, wird uns der Pfarrer zurufen. Der Weg ist vorgegeben: Einfach 15 Jahre warten, dick werden, nichts machen. So wie Axl Rose und Helmut Kohl.

Donnerstag, 20. November 2008

Agent 700


Er ist kein echter Gentleman mehr, sondern ein prügelnder Prolet: Nichts ist in diesen Krisenzeiten mehr wie früher bei James Bond. Noch nicht einmal der Name.
Sein Name ist Anleihe. Jakob Anleihe. Jedenfalls sein deutscher Name, streng übersetzt. Er ist kein echter Gentleman mehr, sondern ein prügelnder Prolet, der sich mit allem voll laufen lässt, was Alkohol enthält - und zwar egal, ob es gerührt ist oder geschüttelt. Für Frauen interessiert er sich nur halbherzig, und er ist blond.

Tja, nichts ist mehr so wie früher bei Jakob Anleihe. Zwar kämpft er immer noch gegen das Böse, aber das Böse will gar nicht mehr die Weltherrschaft an sich reißen. Alles dreht sich nur noch ums Geld. Letztes Jahr wurde heftig gezockt, auch diesmal geht es den Schurken um schnöden Mammon, und bei der actiongeladenen Rettung der Welt passiert alles wahnsinnig schnell.

Man sieht schon: Der neue 007 ist amerikanisch geworden. Auch das neue Amerika schneidet alte neoliberale Zöpfe ab, zaudert nicht, Anleihen en masse auszugeben und sich bis über beide Ohren zu verschulden. Unter der Chiffre 700 werden Banken beglückt, noch einmal 700 (Mrd. $) sind für die Konjunktur im Gespräch, etwa für Autobauer.

Denn der neue Anleihe - wie das moderne Amerika - ist gespickt mit Blechleichen. Jakob leistet seinen patriotischen Beitrag und lässt sich mit einem Ford Ka blicken. Übrigens sucht Amerika als Verbündeter für den Kampf gegen die böse Wirtschaftskrise noch ein Anleihe-Girl. Heißeste Kandidatin für die Rolle ist angeblich M. Angie M. Doch die kühle Preußin ziert sich und hält ihr Handtäschchen fest umklammert. Keine Anleihen, keine Steuersenkungen.

Mehr als 008 Mrd. Euro, sagt sie, ist nicht drin. Nicht mehr als ein Quantum Trost.

Dienstag, 18. November 2008

"Poldis Woche"


Der nach Bayern verirrte Kölner Fußballspieler wird zum Streitobjekt. Die Spannungen zwischen München und Köln nehmen fast täglich zu. Wir protokollieren vorab den weiteren Verlauf des Konflikts.

Dienstag: Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann bestätigt, er denke "Stand heute auf keinen Fall und überhaupt nicht" daran, Podolski zu verkaufen. Eine rheinische Boulevardzeitung meldet daraufhin, der Wechsel zum 1. FC Köln sei nun perfekt.

Mittwoch: Podolski schießt beim Länderspiel gegen England fünf Tore, die er seiner "Kölner Heimat" widmet. Bayern-Manager Uli Hoeneß sagt, Treffer gegen "drittklassige Gegner" seien kein Nachweis von Qualität.

Donnerstag: Podolski läuft beim Bayern-Training mit einem Köln-Trikot auf. In der Domstadt versammeln sich danach spontan zwei Millionen Menschen, die die sofortige Rückkehr des Spielers fordern.

Freitag: Der Bayern-Platzwart lässt Gebirgsjäger anrücken, da eine Herde Geißböcke auf dem Münchner Vereinsgelände grast.

Samstag: Eine Kölner Investorengruppe meldet, sie habe "so circa 52 Millionen" für den Transfer zusammen. Kölns Bürgermeister Fritz Schramma schließt eine Beteiligung des Staates nicht aus. Das sei bei den Banken "ja auch möschlisch jewesen".

Montag: Podolski zieht im Triumphmarsch in Köln ein. Die Stadt verlegt den Rosenmontag kurzerhand vor.

Dienstag: Klinsmann sagt, "Stand heute" sei noch "überhaupt nichts" entschieden. Es gebe jedoch ernsthafte ausländische Interessenten.


Montag, 17. November 2008

Money ain't a Thang


Konsum ist gut, auch wenn er weh tut. Diese Lehre zieht der gute Erstsemestler, wenn ihm der Studentenrabatt in seinem Lieblingsladen verwehrt wird.

Wirtschaftsstudenten kann eigentlich gar nichts Besseres passieren als die Finanzkrise. Im Hörsaal lassen sich wissenschaftliche Erkenntnisse vielleicht theoretisch nachvollziehen. Aber um sie wirklich im Gehirn abspeichern zu können, hilft doch nichts mehr als die eigene Erfahrung - und die Finanzturbulenzen bedrohen längst den studentischen Alltag.

Etwa den von Tanja, einer modebewussten Erstsemestlerin. Jüngst berichtete sie in geselliger Runde, dass ihre letzte Shoppingtour zum Trauma wurde, weil ihr in einem angesagten Laden in Berlin-Mitte auf einmal nicht mehr der Studentenrabatt von zehn Prozent gewährt wurde - "wegen der Finanzkrise", begründete die Verkäuferin mit Verständnis heischendem Zwinkern.

Ja, wenn das so ist, empörten sich die Kommilitonen, wenn das so ist, dann geben wir ab heute wegen der Finanzkrise auch kein Trinkgeld mehr. Dann gehen wir am besten überhaupt nicht mehr essen. Dann kleiden wir uns bei Humana ein.

Aber was käme danach? Köche würden arbeitslos, Kellner verarmten, die Lieblingsgeschäfte müssten schließen. Alles wäre dahin! Die Runde gelangte zu dem Schluss, das Beste sei es daher, so weiterzumachen wie bisher, sprich: mit Konsum gegen die Krise. Klausurfrust mit Klamottenkauf ersticken, philosophische Diskussionen bei unzähligen Tassen Milchkaffee im Coffeeshop austragen.

Worauf sie nicht kamen: dass doch die Regierung die edle Tat für die Konjunktur bezahlen könnte, wenn man nur laut genug riefe. Das ist dann was fürs zweite Semester.

Samstag, 15. November 2008

Captain Planet-Super-Hero-Man


Wer zum deutschen Obama werden will, sollte englische Schlachtrufe meiden.

Inzwischen liegen belastbare Prognosen für Barack Obamas erste 100 Tage im Amt vor: In dieser Zeit wird er das Al-Kaida-Netzwerk an Facebook verkaufen, den Klimawandel stoppen, das Finanzsystem retten und ein sparsames SUV für General Motors entwickeln.

So viel Leistung nährt die Hoffnung, auch hierzulande ein wenig vom segensreichen Wirken des transatlantischen Messias abzubekommen. Als gesichert gilt, dass Obama die Politikverdrossenheit beendet, den Transrapid kauft, meine Steuererklärung macht und ein sicheres Atommüllendlager findet.

Um auf Dauer kein erdrückendes Heilsbilanzdefizit aufzubauen, wird trotzdem weiter intensiv nach einem deutschen Obama gesucht - ein Unterfangen, das um einiges schwieriger zu werden verspricht als die turnusmäßige Suche nach der Reinkarnation des Dalai Lama.

In der Zwischenzeit droht uns eine Serie peinlich bemühter Versuche, durch die Rezitation des Obama-Mantras ("Jäss! Vieh! Känn!") den Zustand der politischen Lichtgestalt zu erreichen.

This can only into the trousers go, wie das Beispiel von Mecklenburg-Vorpommerns CDU-Chef Jürgen Seidel beweist. Der rief seinen Anhängern fröhlich ein grundfalsches "We can more!" zu. Dabei muss sich kein Politiker auf das Glatteis einer rudimentär beherrschten Fremdsprache begeben, um an der Kraft des "Yes, we can!" teilzuhaben. Die deutsche Übersetzung "Jo, wir schaffen das!" ist der kommenden Wählergeneration bestens vertraut - als Schlachtruf der TV-Trickfilmfigur "Bob der Baumeister". Fürs Erste vielleicht das bessere Vorbild.


Mittwoch, 5. November 2008

Hoffnung für Michael Moore

Nach acht Jahren ist die Zeit für George W. Bushs Mitesser abgelaufen. Zum Glück winkt ihm ein neuer Job.

Lieber Michael Moore, das war's. Acht schöne Jahre, acht lange Jahre voller Sperrfeuer und Querschüsse. Dienstagnacht wurden Sie von Ihrem Posten als Bush-Mitesser abgewählt. Sie und George W. Bush, Sie waren das Traumpaar dieser einstürzenden Welt da draußen, der Fundamentalist und sein Furunkel, George war Darth Vader, und Sie waren Jabba the Hutt. Je böser George war, desto bissiger wurde Mick. Das ist nun vorbei. Bush ist weg, Geschichte. Aber was ist mit Ihnen, Mickey?

Nun, wer sich noch einmal kurz Ihre angeschwollene Bio-, Biblio-, Filmo- und vor allem Fotografie ins Gedächtnis ruft, wird schnell merken, dass Sie im Grunde alles kritisieren können. Sie können also weitermachen!

Auch Bill Clinton fanden Sie ja schon blöd. Deshalb unser Tipp: Warten Sie einfach, bis die Funken dieser schwarzen Wunderkerze verglüht sind und der Junge erste Fehler macht. (Sollte John McCain gewinnen, machen Sie einfach weiter wie bisher.)

Wenn Obama gewinnt: Als Erstes knöpfen Sie sich die schwarzen Wähler vor ("Stupid Black Men"). Alles überschätzte Emporkömmlinge, die mithilfe der Rassistenkarte die USA kapern. Ab 2010 brauchen wir erste Enthüllungen, dass auch Barack Obama 1.) bereits im Mai 2003 eingeweiht war, dass Bush seit zwei Monaten im Irak Krieg führt und 2.) dass er am 11. September 2001 die Anschläge auf das World Trade Center tatenlos auf CNN verfolgt hat ("Volle Deckung, Mr Obama"). Dazwischen noch ein paar Filmschnipsel über Waffen und Amerika, fertig ist die erste Amtszeit. In diesem Sinne: Film ab! Wir melden uns wieder in vier Jahren.

Montag, 3. November 2008

Die "Vogel"Perspektive


Man mag über Japaner denken, was man will, aber eines kann man ihnen nicht vorwerfen: Fantasiemangel. Jetzt möchte der Japaner Taichi Takashita die Comicfigur Mikuru Asahina heiraten.

.

Mikuru ist in der Welt der Manga-Comics ein obenrum gut gebautes Highschool-Mädchen mit braunem Haar und treudoofen Augen. Und genau dieses möchte Herr Takashita heiraten. Aber warum eigentlich nicht? Sollen sie doch glücklich werden.

Sollte dieser Trend zu uns nach Europa schwappen, wären immerhin auch ganz reizvolle Liaisons möglich mit Nutzen für die Gesellschaft. Kanzlerin Angela Merkel etwa könnte vielleicht mit Dagobert Duck anbändeln. Auf einen Schlag wäre der Staatshaushalt saniert, und mit der Finanzkrise hätten wir auch keine Probleme mehr: Duck, von Beruf Fantastilliardär, gilt immerhin als reichste Ente der Welt.

Verteidigungsminister Franz Josef Jung könnte sich mit Miraculix anfreunden, dem Druiden aus den Asterix-Comics. Ein Schluck Zaubertrank, und die Einsätze von Jungs Soldaten wären nach ein paar Stunden beendet. Andrea Ypsilanti wiederum sollte in Hessen den Hulk zum Landtagsabgeordneten machen. Der ist nicht nur grün, sondern schlägt auch noch alles kurz und klein, wenn einer nicht nach der ypsilantinischen Pfeife tanzt.

Allerdings dürften die Beziehungen mit den Comicfiguren kaum weniger kompliziert werden als im echten Leben. Duck zum Beispiel gilt als ziemlich geizig und manchmal übellaunig. Wie man damit umgeht, hat die Kanzlerin immerhin schon mit Finanzminister Peer Steinbrück üben dürfen.

Freitag, 24. Oktober 2008

"Stell dich nicht so um"


Von allen schlimmen Wochen, die wir in den vergangenen Wochen hatten, fand ich diese nicht unkrass. Dax runter, Daimler runter, Dollar rauf. Am Wochenende aber kommt es noch dicker: Die Zeit wird umgestellt.

Das bindet zum einen Arbeitszeit, weil ich eben mit einem Kollegen länger erörtert habe, ob es nun morgens früher hell wird oder nicht. Zum anderen entkräftet uns die Zeitumstellung. Das zumindest legt mir die Umfrage einer Krankenkasse nahe. Vor allem Berufstätige in den "besten Jahren" (zwischen 24 und 44 - das bin ich, juhu!) macht die Zeitreise träge: 20 Prozent sind müde, 14 Prozent haben Schlafstörungen, jeder Zwölfte hat Konzentrationsprobleme.

Mich persönlich hat die Umfrage nicht berührt: Die genannten Symptome habe ich auch völlig ohne Zeitumstellung. Die deutsche Regierung kann getrost am Uhrwerk fuhrwerken, wie sie will, ich schlafe auch so schlecht. Meine Freundin sagt immer, ich solle früher ins Bett gehen. Dazu habe ich aber keine Lust! Ich will nicht nach der Arbeit vier Brote essen und dann gleich ins Bett gehen. Ich will Chips futtern, auf dem Sofa liegen, glotzen und bis nach Mitternacht ausharren!

Ich würde ja sonst nur noch arbeiten und schlafen. Überhaupt halte ich Schlafen für überschätzt. Zumindest langweilt es mich. Würde eine gute Fee anbieten, die nötige Bettruhe auf zwei Stunden zu begrenzen, ich würde einschlagen. Mein Kumpel und ich zum Beispiel schlafen mitunter zeitgleich schlecht, gestern waren wir beide schon um 4.45 Uhr wach . Wir könnten also bereits um 5.30 Uhr erstmals konferieren. Das wäre herrlich! Ich käme früher nach Hause und könnte viele, viele Stunden mehr bis nach Mitternacht ausharren.


Mittwoch, 22. Oktober 2008

Ego-Googeln


Ein lustiges Spiel: sich selbst im Internet zu suchen. Doch wer das tut, sollte starke Nerven haben. Oder zumindest einen guten Namen.

Es sind ja nicht die allerbesten Zeiten für Egoisten, jetzt, da alle zusammenlegen, um die Investmentbanker vor ihrem Investment zu retten. Da stimmt es froh, dass wenigstens im Internet noch gilt, dass jeder sich selbst der Nächste ist.

Eine repräsentative Umfrage hat jetzt ergeben, dass jeder dritte Deutsche schon einmal seinen eigenen Namen in eine Suchmasch... - ach was, gegoogelt hat. Das bedeutet aller Wahrscheinlichkeit nach, dass die anderen zwei Drittel entweder gelogen haben, keinen Internetzugang besitzen oder tot sind, wobei die beiden letzteren Varianten aus soziologischer Sicht auf das Gleiche hinauslaufen.

Ego-Googeln gehört mittlerweile zum Tagesablauf wie der morgendliche Blick in den Spiegel. Der Hightechverband Bitkom rät Berufseinsteigern, ihr Internetprofil vor dem Bewerbungsgespräch zu überprüfen und notfalls zu glätten - damit dem möglichen Arbeitgeber nicht als Erstes die Bilder vom letzten Nudistentreffen mit den Mädels von nebenan entgegenspringen.

Das mit dem Glätten ist allerdings so ein Problem. Bei Facebook kann man ja noch aufräumen, aber was ist, wenn der Eintrag über die eigene Beteiligung beim Wettstreit der Nachwuchspoeten erst ganz spät kommt - nach 20 Treffern zu ähnlich klingenden Synchronschwimmerinnen aus Frankreich?

Und was ist, wenn man, Gott bewahre, jetzt Investmentbanker ist und unter den ersten 40 Einträgen nur Kommentare findet, die unter das Jugendschutzgesetz fallen? Dann doch lieber Nacktbilder. Oder Google verstaatlichen.


Dienstag, 21. Oktober 2008

"Der Buhmann ist zurück"


Monatelang hat Josef Ackermann an einem besseren Image gefeilt - mit Erfolg. Doch innerhalb weniger Tage ist aus Deutschlands erstem Banker offenbar wieder der Staatsfeind Nr. 1 geworden.
Am Ende, ein kurzer, heftiger Kampf ist vorbei, wird der Ton plötzlich kleinlaut, zaghaft. Und sehr, sehr sperrig: "Im Zusammenhang mit der Kontroverse um die Inanspruchnahme staatlicher Hilfen durch Banken legt die Deutsche Bank Wert auf die Feststellung, dass sie das betreffende Gesetz der Bundesregierung selbstverständlich unterstützt - unabhängig davon, dass sie selbst kein Kapital vom Staat benötigt." Es ist ein Satz wie ein Bollwerk, ein Satz, hinter dem sich verschanzt wird. Was ist nur passiert?
In diesem Krisenjahr passieren die Dinge in atemberaubendem Tempo. Banken gehen unter, Börsen brechen ein, Geld wird vernichtet. Innerhalb weniger Tage hat auch Josef Ackermann verloren, was er sich über Monate hinweg mühsam aufgebaut hat. Sein Image, seine Rolle, seine Beziehung zu den Deutschen.
Josef Ackermann ist zurück. Als Feindbild und Buhmann. Er wird missverstanden. Er sagt Sätze, die wie Stromschläge durch das Land jagen. Er ist für die Deutschen da, wo er hergekommen ist: zurück auf Victory. Bei ihm heißt das: ganz unten.

Das Drama beginnt mit einer guten Tat. Vergangene Woche hat Deutschland ein Riesenrettungspaket geschnürt. Da schnürt Ackermann noch mit.

Am Freitag kommt das Paket in den Bundestag - mit ihm ein Satz von Ackermann, der erregter debattiert wird als die 500 Mrd. Euro Steuergelder. Der Deutsche-Bank-Chef will auf seinen Bonus verzichten. "Dass der Mann überhaupt glaubt, er hat einen Bonus in diesem Jahr verdient!", geifert Renate Künast, Fraktionschefin der Grünen. Ein "Ablasshandel", knurrt auch Peter Struck von der SPD.

Während die Linkspartei den Vorschlag ihres irrlichternden Bundespräsidentenkandidaten Peter Sodann erörtert, Ackermann nicht beizeiten mal zu verhaften, legt dieser nach. Er würde sich "schämen", die Hilfe des Staates in Anspruch zu nehmen, zitiert ihn der "Spiegel". Ab dann sind alle Schleusen offen, Politiker poltern und schimpfen, Ackermann scheint kurz davor, für vogelfrei erklärt zu werden.

Am Dienstag dann wird es sperrig. "Ackermann passt in die Rolle des Sündenbocks wie kein anderer", sagt ein Kenner. "Er war in Deutschland schon immer der Hauptverfechter des internationalen Kapitalismus. Jetzt, wo dieser Zyklus zu Ende geht, werden Leute gesucht, die im Büßergewand gehen. Das verweigert er."
Ackermann und die Deutschen, das war immer eine schwierige Beziehung. Er war immer die Figur, an der sich jeder rieb und alles entzündete. Wenn er etwas sagte, erregte sich das Land. Wenn er etwas nicht sagte, auch. Beim Amtsantritt 2002 wird er noch als "Low-Key-Joe" gefeiert, als Mann des Ausgleichs, zurückhaltend und maßvoll.
Er baut die Deutsche Bank um, die Gewinne steigen - doch schon bald überschattet der Mannesmann-Prozess seine Erfolge. Ein kleines Handzeichen Ackermanns vor dem Gerichtssaal, das berühmte "Victory"-V, wird zum Symbol für die Überheblichkeit und Hybris der Manager.

Als maßlos statt maßvoll gilt Ackermann seither, sein Gehalt von zuletzt 14 Mio. Euro wird mit einem Eifer debattiert, als gehe es um Fragen der nationalen Sicherheit. "Ackermann arbeitet immer mit den Symbolen, Gesten und Worten eines Gewinners", sagt die Münchner Wirtschaftssoziologin Andrea Maurer. "Aber manchmal kollidiert diese Sprache mit der Sprache der Gesellschaft."

Zum Auftakt des Mannesmann-Prozesses im Januar 2004 sagt Ackermann den ersten dieser berühmten Sätze, mit denen er die Republik zur Raserei treibt: "Deutschland ist das einzige Land, wo diejenigen, die Erfolg haben und Werte schaffen, deswegen vor Gericht gestellt werden." Knapp drei Jahre später, am 24. November 2006, ist der Prozess vorbei. Ackermann entkommt straffrei, mit einem Deal und einer Geldauflage in Höhe von 3,2 Mio. Euro. Dazwischen liegen: Fehler, Fehltritte, Pannen. Mal wird Ackermann missverstanden, mal verstehen selbst Wohlgesinnte nicht, was den Schweizer reitet. 25 Prozent Eigenkapitalrendite verordnet Ackermann kurz nach Amtsantritt der Deutschen Bank - der Sündenfall, meinen seine Kritiker.

Anfang 2005 verkündet das Institut in einem Atemzug Rekordprofite und die Entlassung von 6400 Mitarbeitern. Im selben Jahr schließt Ackermann ohne Not einen offenen Immobilienfonds und vergrätzt Zehntausende von Anlegern. Dass der Gewinn der Bank zwischen 2002 und 2006 von 400 Mio. auf fast 6 Mrd. Euro hochschießt, wird zur Nebensache.
Erst 2007 gelingt es Ackermann, das Blatt zu wenden. Im Juni holt er einen neuen Kommunikationsberater an Bord: Stefan Baron, den langjährigen Chefredakteur der "Wirtschaftswoche". "Baron arbeitet exklusiv daran, das Image von Ackermann aufzubauen", berichten damals Deutsche-Bank-Manager.

Mit Erfolg. Ackermann startet eine Charmeoffensive. Er tritt bei "Maybrit Illner" auf und erklärt den Deutschen die Finanzkrise, wirbt für mehr Transparenz. Er gibt Lifestyle-Magazinen wie "Park Avenue" und "Zeit Leben" Interviews mit Fotostrecken, die ihn in erster Linie als Menschen zeigen. Und er steht in all den Monaten der Subprime-Krise in engem Kontakt zur Kanzlerin. "Merkel und Ackermann haben einen sehr guten, inhaltlich vertrauensvollen Austausch", sagen damals Wegbegleiter. Ackermann scheint es geschafft zu haben: Mannesmann ist Vergangenheit, Ackermann erster Banker der Republik.
Zweifel oder Kritik an seiner Rolle kann Ackermann oft vergessen machen, etwa bei der Rettung der IKB im Sommer 2007. Während er sich und seine Rolle als Retter der Nation lobt, kritisieren andere seine Haltung. Heinrich Haasis, der Sparkassenpräsident, spottet über den "Ratgeber für Brandschutz", der vorher "ordentlich Brennholz gesammelt hat". Der Vorwurf: Die Deutsche Bank war in das Desaster der IKB verstrickt, hatte etwa den IKB-Fonds Rheinland Funding seit 2002 als Depotbank begleitet.

An Ackermann perlt alles ab. Im Februar dieses Jahres präsentiert er ein Rekordergebnis der Deutschen Bank. Pünktlich zu seinem 60. Geburtstag, den einige Medien mit Glückwunschorgien begleiten.

International wird er schon lange geschätzt, nun wollen plötzlich auch in Deutschland alle ganz nah an ihm dran sein. Veranstaltungsorte platzen aus allen Nähten, wenn der Deutsche-Bank-Chef auftritt, jedes Wort wird aufgesogen. Im Sommer erhält er im zweiten Anlauf die Honorarprofessur der Frankfurter Goethe-Universität. Beim ersten Versuch war der Widerstand gegen ihn noch zu groß. Anfang Oktober, während die Wall Street untergeht, verleiht sein Institut eine große Kunstsammlung an das Städel-Museum in Frankfurt. Ackermann genießt es, er scheint angekommen.
Beim Schnüren des Rettungspakets spielt er noch eine zentrale Rolle - seine jüngsten Äußerungen aber werden ihm plötzlich zum Verhängnis. "Ackermann verhält sich so, wie es im Interesse seines Hauses ist", sagt ein Banker. "Aber er hat ein Kommunikationsproblem."

Schließlich war es der Deutsche-Bank-Chef, der noch Anfang des Monats verlangte, auch Europa müsse Rettungspakete "in der Schublade haben". Er, der jahrelang den harten Wettbewerb gepredigt und sich jegliche Einmischung seitens der Regulierer verbeten hat. "Ackermann repräsentiert ohnehin ein System, das von der Bevölkerung gerade abgelehnt wird", analysiert Maurer. "Und jetzt wehrt dieses System auch noch das Hilfsangebot der Gesellschaft ab. Das verstehen viele nicht."
Ackermann fehle das Fingerspitzengefühl, kritisiert ein Banker. Das Gefühl dafür, dass es dem Normalbürger übel aufstößt, wenn er in Zeiten milliardenschwerer Rettungspakete das Streben nach Rendite preist oder die strikte Deckelung des Gehalts kritisiert. Und so kommt jetzt alles wieder hoch: der Neid auf den Erfolg, die Häme, die Schadenfreude. Und welcher andere Bankchef ist schon prominent genug, um als Blitzableiter herzuhalten?

Wie sehr die Dresche den 60-Jährigen trifft, ist schwer einzuschätzen. Selbst von seinen eigenen Mitarbeitern ist Ackermann stark abgeschirmt, in der Öffentlichkeit lässt er sich in der Regel nichts anmerken. "Das hinterlässt Spuren", sagt ein ehemaliger Mitarbeiter. "Es gibt den Ackermann vor dem Mannesmann-Prozess und den danach." Die Veränderung sei "absolut fühlbar" gewesen.

Nach außen hin gibt Ackermann bis heute am liebsten den unerschütterlichen Repräsentanten des Turbokapitalismus. Nur selten lässt er mal durchblicken, wie wichtig ihm echte Wertschätzung ist.

Wie etwa bei der Bilanzpressekonferenz im Februar. Da erwähnte er fast beiläufig, dass sich einige Menschen nach Jahren plötzlich wieder bei ihm gemeldet hätten. Nun könnte es wieder einsam werden für Josef Ackermann.

Ackermanns berühmte Sätze

"Deutschland ist das einzige Land, wo diejenigen, die Erfolg haben und Werte schaffen, deswegen vor Gericht gestellt werden" Zum Auftakt des Mannesmann-Prozesses, 21. Januar 2004

"Wer sich nicht darauf einstellt, wie die Welt funktioniert, wird niemals erfolgreich sein" Interview mit dem "Manager Magazin", März 2004

"Alle, die mich kennen, wissen, dass ich nicht so bin, wie das oftmals dargestellt wird" Interview mit der "Bild-Zeitung", 21. Januar 2006

"Mir wird langsam Angst um dieses Land." Zur Äußerung des Bundespräsidentschafts-Kandidaten der Linkspartei, Peter Sodann, 19.10.2008

"Ich bin Purist, und ich würde mich schämen, wenn wir in der Krise Staatsgeld annehmen würden" Rede vor Führungskräften der Deutschen Bank, 16. Oktober 2008

Freitag, 10. Oktober 2008

"Fleisch ist mein Gemüse"


ch will das nicht. Totes essen. Zerlegtes Tier auf dem Teller haben. Doch ich muss. Nach sieben Jahren Hardcore Vegetarismus sind die Mangelerscheinungen – Frieren, Gliederschmerzen, Konzentrationsstörungen – so groß, dass die Medizinerin sagt: „Friss oder leide.“ Nach all der Zeit, all den Kämpfen um Respekt und Anerkennung für die Entscheidung zur Fleischlosigkeit, dem Aufbegehren gegen untergeschummelte Speckbratereien, den auf ausgekochten Knochen basierenden Suppen. Nach dem häufig gehörten: „Nein, Fleisch ist da nicht drin. Wurst – ist doch kein Fleisch!“, kommt jetzt der Verzehr desselben dem Gefühl gleich, es nicht geschafft zu haben.

Wie zu den Eltern zurückzuziehen. Peinlich, erniedrigend, einfach unglaublich daneben. Um die Schmach im Rahmen zu halten und unter den Bessermenschen, den Mein-Leben-soll-anderenkeine- Belastung-sein-Typen, zu denen ich mich gern zählen möchte, nicht als totaler Verräter dazustehen, gehe ich zum Bioschlachter. Der tötet gleich um die Ecke, ich kann den Tieren zuwinken, bevor ich sie esse. Die Totenschau in seiner Auslage lehrt mich das Gruseln. Rosafarbene Tiere von innen. Ich möchte etwas, das nichts Weißes hat. Und kein Schwein. Also etwas vom Rind, das man kurz in die Pfanne wirft und nicht lange anschauen muss. Der Schlachter, der – und das ist nicht übertrieben – mit seinen runden, rosafarbenen Backen und den Schlitzen, durch die er guckt, aussieht wie ein Schweinchen, empfiehlt ein Hüftsteak . Als Erstes brate ich Unmengen von Zwiebeln. Ich will nicht sehen müssen, was vor Kurzem noch ein richtiges Rind war. Als die Zwiebeln braun zu werden beginnen, lege ich dazu, was meine Freundin als „Fleischlappen“ bezeichnet. Nach kurzer Zeit beginnt es wohlig zu riechen, verbreitet sich der würzige Bratengeruch in der Küche. Auf dem Teller begrabe ich das Tier unter dem Zwiebelberg. Sieben Jahre Verzicht aus ideologischen Gründen. Sieben Jahre, in denen ich mich besser fühlen konnte als die, die andere aufessen. Sieben Jahre Reinheit. Und nun das. Ich schneide in den Zwiebelberg hinein, das Fleisch ist fast ganz durch, und doch tritt roter Saft aus. „Boah, da kommt ja total viel Blut raus!“, sagt meine Freundin. Sie meint es nicht böse, sie beobachtet nur.

Doch das Fleisch muss jetzt sein. Ein unglaublicher Geschmack macht sich im Mund breit. Einer, der nach mehr verlangt. Der Gier auslöst, der was Animalisches hat. Noch immer decke ich das Elend mit Zwiebeln zu, als könnte ich das Eingeständnis zudecken, wie lecker totes Tier doch ist. Nach außen hin muss ich das auch nicht zugeben, sondern kann so tun, als würde ich aus medizinischer Notwendigkeit heraus handeln. Heimlich freue ich mich jedoch schon auf die Portion nächste Woche. Und zur Wiedergutmachung nehme ich mir vor, nächsten Sonntag an der Weide vorbeizugehen und meinem künftigen Essen zuzuwinken.

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Vorteil für Mr Cool


Barack Obama liegt dank der Finanzkrise im Rennen ums Weiße Haus wieder vorn. Seine distanzierte Art ist plötzlich seine größte Stärke.

Wer zu Beginn des Wahlkampfs gesagt hätte Barack Obama stehe Anfang Oktober als der bessere Krisenmanager da, wäre wohl ausgelacht worden. Nach dem Krieg in Georgien schien die Wahl für den Präsidentschaftskandidaten der US-Demokraten sogar schon verloren. Die Reden vom Wandel, das ständige "Yes, we can!" - all das war nicht mehr gefragt. Der ehemalige Marinepilot und jetzige republikanische Kandidat John McCain war mit seiner langen politischen Erfahrung klar im Vorteil. Prompt übernahm er die Führung in den Umfragen.

Seit ein paar Wochen ist es damit vorbei. Eine historische Finanzkrise schüttelt die Welt durch, am stärksten die USA. Und plötzlich ist das ruhige, teils professorale Auftreten Obamas beim Wähler gefragt. "Mr Cool", wie ihn das US-Magazin "Newsweek" nannte, ist wieder im Rennen. Keine Rede mehr davon, dass er zu distanziert, zu kühl und zu abgehoben sei. Obamas Schwäche ist seine neue Stärke geworden. Auch bei der zweiten Fernsehdebatte mit McCain wurde dieser Wandel sichtbar.

Dabei hat der Senator aus Illinois sein Verhalten eigentlich gar nicht geändert. Es sind die Bedürfnisse der Wähler, die sich verändert haben. Sie möchten an die Hand genommen und durch die Krise geführt werden. Anders als "Mr Hot" McCain verfährt Obama nicht nach dem Motto "Vorwärts, egal wohin!". In den Debatten um Rettungspakete und schärfere Aufsicht hielt er sich mit markigen Thesen zurück und musste dann auch nicht ständig den Rückzug antreten.

Obama wirkt schlicht gelassener und besonnener. Wenn Panik herrscht, ist das gefragt. Welcher Kandidat am Ende wirklich der bessere Krisenmanager wäre, ist damit natürlich nicht geklärt. Die Wähler haben aber offenbar entschieden, wer ihn am ehesten verkörpert.

Dienstag, 7. Oktober 2008

"Geadeltes Medikament"

Der Nobelpreis an einen deutschen Krebsforscher ist eine gute Nachricht für die Pharmaindustrie. Eine bessere PR für die umsatzstärkste Arznei gibt es kaum.
In den Vorstandsetagen der Pharmaindustrie dürften am Montag die Champagnerkorken geknallt haben. Der Medizinnobelpreis für den Heidelberger Krebsforscher Harald zur Hausen kommt gerade recht - um einem absoluten Verkaufsschlager der Branche neue Kraft zu schenken.

Der deutsche Virologe gilt mit der Entdeckung der humanen Papillomaviren (HPV) als Vater des Impfstoffs gegen Gebärmutterhalskrebs. Dank seiner bahnbrechenden Erkenntnisse konnten die Pharmariesen GlaxoSmithKline und Merck & Co die weltweit ersten Impfstoffe gegen Krebs entwickeln - ein Meilenstein der Medizin, ein Durchbruch.

Und ein Milliardengeschäft: Allein in Deutschland avancierte der HPV-Impfstoff im Jahr 2007 in wenigen Monaten zum umsatzstärksten Medikament in der ambulanten Versorgung, zu einem guten Teil verantwortlich für die gestiegenen Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenkassen. Es war ein beispielloser Eroberungszug, angetrieben von den PR-Strategen der Unternehmen, einem bis dahin unbekannten Medienhype und den Krankenkassen, die sich gegenseitig auszustechen versuchten. Im Wettbewerb mit der Konkurrenz waren sie bereit, ihren Versicherten die prestigeträchtige Impfung auch für den Rekordpreis von rund 450 Euro zu bezahlen.

Inzwischen droht der Glanz jedoch zu verblassen. Ärzte und Gesundheitsökonomen zweifeln zunehmend am Nutzen der Impfung. Sie wirkt nur gegen die zwei häufigsten Virenarten, gegen 30 Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs kann das Medikament nichts ausrichten. Und wie langfristig der Schutz wirkt, ist nicht erforscht. Anders als Deutschland verweigerte beispielsweise Österreich die Aufnahme der HPV-Impfung in das nationale Impfprogramm - die Immunisierung sei zu teuer. Im Kern geht es um die für jedes Gesundheitssystem essenzielle Frage: Rechtfertigt der erwartete Nutzen der Behandlung die hohen Kosten?

Gerade durch den Hype um die HPV-Impfung war diese Auseinandersetzung bislang schwierig. Eine rational geführte Debatte dürfte künftig noch komplizierter werden. Durch den Nobelpreis wird der Impfstoff geadelt, die Marketingmaschine der Arzneimittelhersteller dürfte von Neuem anlaufen.

Der Brisanz ihrer Entscheidung waren sich die Juroren am Karolinska-Institut in Stockholm durchaus bewusst. Sie könnten nicht steuern, wie Konzerne den Nobelpreis ausschlachteten, gaben sie zu Protokoll - und schoben dann listig nach, dass der hohe Preis des Impfstoffs durchaus ein Problem sei. Wie die PR-Strategen dies wohl in ihre Kampagnen einbauen?

Montag, 6. Oktober 2008

Tag 11 oder Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen


Es gibt im Moment viele Dinge, die in meinem Kopf herumschwirren und mir Kopfschmerzen bereiten.

So viele unbeantwortete fragen und zu viele Fakten, die sich als falsch herausgestellt haben.

Ich hätte mir gewünscht, dass die Tage im grünen, mir auf meinem Weg des inneren Friedens, mich näher an den Pfad der Erleuchtung gebracht hätten.

wie esoterisch.

Auf meiner noch immer dauernden reise der Selbstfindung durchreise ich die verschiedenen Ebenen der Transzendenz.

Wieso die Abkehr von Populismus und Kapitalismus, schwarz weiß denken, whether you`re with me or you`re against me?

Nun ja ich habe selbst gemerkt dass ich ein Junkie bin. In vielerlei Hinsicht.

Also befasste ich mich in den Tagen der fernsehfreien zeit mit den Thesen des mohandas ghandi.

(KS: Gandhi, Mohandas Karamchand, genannt Mahatma, (1869-1948), Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung und Verfechter des gewaltlosen Widerstands zur Durchsetzung politischer Ziele.




Gandhi wurde am 2. Oktober 1869 in Porbandar im heutigen Bundesstaat Gujarat geboren, studierte in London Jura und ließ sich 1891 in Bombay als Anwalt nieder. 1893 ging er als Rechtsberater einer indischen Firma nach Durban in der britischen Kronkolonie Natal in Südafrika, wo er sich als Angehöriger einer „niederen Rasse” behandelt sah. Empört darüber, dass indischen Einwanderern in großem Umfang bürgerliche Freiheiten und politische Rechte verweigert wurden, nahm er unverzüglich den Kampf für die Grundrechte der Inder in Südafrika auf.


Gandhi blieb 20 Jahre lang in Südafrika und wurde in dieser Zeit mehrmals inhaftiert. 1894 gründete er den Natal Indian Congress, in dem er den Widerstand der indischen Einwanderer gegen die diskriminierenden Rassengesetze organisierte. Unter dem Eindruck persönlich erfahrener Gewalt und beeinflusst von Lew Tolstoj, der christlichen Bergpredigt und Henry David Thoreau und dessen berühmtem Essay Civil Disobedience (Ziviler Ungehorsam) entwickelte Gandhi eine Politik des gewaltlosen Kampfes, des passiven Widerstands und der Verweigerung der Zusammenarbeit mit den Behörden. Gandhi selbst hielt die Bezeichnungen passiver Widerstand und ziviler Ungehorsam für seine Absichten für ungeeignet und prägte für seine Politik den Begriff Satyagraha (Sanskrit: Hingabe an die Wahrheit), d. h. unbedingtes Festhalten an dem als wahr Erkannten und, im Sinne dieses Wahren, gewaltloser Widerstand gegen jedes Unrecht.)

Ein politiker hat mal über ihn gesagt „später wird man es nicht für möglich halten dass ein Mensch, wie er unter uns weilte, und wandelte“ so hoch wie die achtung, die ghandi erfahren hatte.

In Zeiten von Kriegen ethischen säuberungen, Bankenpleiten, Finanzkrisen, Aufgabe der Persönlichkeitsrechte, staatlich befohlener Überwachung, und politischen Opportunisten, die immer sich immer wie die Fahne im Wind verhalten, wünscht man sich doch wieder Vorbilder, wie jenen ghandi oder wenigstens einer Dampfwalze wie Strauß, die auch mal aneckt und die Menschen mit ihren aussagen begeistert oder einen Sturm der Entrüstung von der Leine lässt, und nicht so einen mediengeilen Dalai Lama oder öko-terroristen von bauern horst seehoder.

Wäre es heute genauso angebracht, passiven Widerstand gegenüber dem System zu üben?

Die RAF (KS: Rote-Armee-Fraktion (Abkürzung RAF), Eigenbezeichnung einer 1968 entstandenen linksextremistischen und gegen das gesellschaftliche System der Bundesrepublik Deutschland gerichteten terroristischen Gruppierung, die aus der nach ihren Anführern Andreas Baader und Ulrike Meinhof benannten Baader-Meinhof-Gruppe hervorging. Die RAF verstand sich als Teil des internationalen Terrorismus, ihre Mitglieder wurden zum Teil im Nahen Osten von palästinensischen Widerstandskämpfern militärisch ausgebildet und unterhielten Beziehungen zu terroristischen Gruppen im Ausland wie der Action Directe in Frankreich, der IRA in Irland oder den Roten Brigaden in Italien. Seit den achtziger Jahren erhielten RAF-Mitglieder Ausbildung und Unterschlupf auch in der DDR. Ihr Vorbild waren die Tupamaros im Uruguay der sechziger Jahre. Im Umfeld der RAF agierten eine Reihe nicht aktiver Sympathisanten. Die Rote-Armee-Fraktion hatte ihre Wurzeln in der außerparlamentarischen Opposition (APO) und der Studentenbewegung der sechziger Jahre. Zu den Aktionen der RAF gehörten neben Anschlägen auf US-amerikanische Einrichtungen in Deutschland vor allem Attentate auf Repräsentanten des Staates und der Wirtschaft. Viele dieser Aktionen stellten Befreiungsversuche oder Racheakte für inhaftierte bzw. getötete RAF-Mitglieder dar. Seit Anfang der siebziger Jahre verübte die RAF planmäßig Gewaltakte gegen Menschen. In den 20 Jahren Terror wurden dabei mindestens 30 Menschen getötet.),hatte es ja mit Terror versucht und war gescheitert , oder macht es einfach keinen Sinn und ich schaue so lange weg bis das Problem von alleine gelöst ist?

Ich glaube diese Verdrossenheit des aktivismus ist überall zu sehen, man interessiert sich nicht mehr für Politik geschweige denn etwas anderen essentiellen als, welcher designer? ,welche schuhe?, wie oft, wie lang oder sonst etwas anderen trivialen,“ man sagt lieber im Bezug auf politik „gegen die da oben kann ich doch nichts machen“, doch dieser Trend zum wegschauen, hat sich in den letzten Jahren immer mehr verbreitet, und heute ist es ja schon nonchalant, wenn einem alles egal ist.

Furchtbar.

Aber warum ist das so? Warum geht meine Generation nicht mehr auf die Straße und demonstriert mit zehntausenden gegen irgendetwas? wer kennt denn noch die these von kant?

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!

Der einzige, der Menschen heute noch bewegen kann auf die straße zu gehen, ist der Demagoge, Rattenfänger und ehemalige burgerbrater Oskar Lafontaine, der unwahrheiten erzählt und ungehindert überall ohne widersand verbreiten kann.

So langsam habe ich das Gefühl, dass man den den unmündigen bürgern und den eliten, einfach mal eine lüge nach der anderen um die ohrern hauen mus, so lange bis sie die lüge glauben, und als referenzen in punkto Glaubwürdigkeit, hole ich mir olli geißen, günter jauch, kai pflaume, stefan raab, tokio hotel, sido & bushido und den impf ich dann ein, jeden Tag dazu aufzurufen sich für oder meinetwegen auch gegen Politik zu engagieren mithile meiner wie vom fließband produzierten lügen, aber das wird wohl nicht gehen , denn die kochen ja alle ihre eigene Suppe, und motivieren bekanntermaßen, das Volk dazu mehr Bier zu trinken……………….um den Regenwald zu retten.

na dann prost.

Disco

YouTube

Loading...

Video Downloader

Download youtube Video