Freitag, 24. Oktober 2008

"Stell dich nicht so um"


Von allen schlimmen Wochen, die wir in den vergangenen Wochen hatten, fand ich diese nicht unkrass. Dax runter, Daimler runter, Dollar rauf. Am Wochenende aber kommt es noch dicker: Die Zeit wird umgestellt.

Das bindet zum einen Arbeitszeit, weil ich eben mit einem Kollegen länger erörtert habe, ob es nun morgens früher hell wird oder nicht. Zum anderen entkräftet uns die Zeitumstellung. Das zumindest legt mir die Umfrage einer Krankenkasse nahe. Vor allem Berufstätige in den "besten Jahren" (zwischen 24 und 44 - das bin ich, juhu!) macht die Zeitreise träge: 20 Prozent sind müde, 14 Prozent haben Schlafstörungen, jeder Zwölfte hat Konzentrationsprobleme.

Mich persönlich hat die Umfrage nicht berührt: Die genannten Symptome habe ich auch völlig ohne Zeitumstellung. Die deutsche Regierung kann getrost am Uhrwerk fuhrwerken, wie sie will, ich schlafe auch so schlecht. Meine Freundin sagt immer, ich solle früher ins Bett gehen. Dazu habe ich aber keine Lust! Ich will nicht nach der Arbeit vier Brote essen und dann gleich ins Bett gehen. Ich will Chips futtern, auf dem Sofa liegen, glotzen und bis nach Mitternacht ausharren!

Ich würde ja sonst nur noch arbeiten und schlafen. Überhaupt halte ich Schlafen für überschätzt. Zumindest langweilt es mich. Würde eine gute Fee anbieten, die nötige Bettruhe auf zwei Stunden zu begrenzen, ich würde einschlagen. Mein Kumpel und ich zum Beispiel schlafen mitunter zeitgleich schlecht, gestern waren wir beide schon um 4.45 Uhr wach . Wir könnten also bereits um 5.30 Uhr erstmals konferieren. Das wäre herrlich! Ich käme früher nach Hause und könnte viele, viele Stunden mehr bis nach Mitternacht ausharren.


Mittwoch, 22. Oktober 2008

Ego-Googeln


Ein lustiges Spiel: sich selbst im Internet zu suchen. Doch wer das tut, sollte starke Nerven haben. Oder zumindest einen guten Namen.

Es sind ja nicht die allerbesten Zeiten für Egoisten, jetzt, da alle zusammenlegen, um die Investmentbanker vor ihrem Investment zu retten. Da stimmt es froh, dass wenigstens im Internet noch gilt, dass jeder sich selbst der Nächste ist.

Eine repräsentative Umfrage hat jetzt ergeben, dass jeder dritte Deutsche schon einmal seinen eigenen Namen in eine Suchmasch... - ach was, gegoogelt hat. Das bedeutet aller Wahrscheinlichkeit nach, dass die anderen zwei Drittel entweder gelogen haben, keinen Internetzugang besitzen oder tot sind, wobei die beiden letzteren Varianten aus soziologischer Sicht auf das Gleiche hinauslaufen.

Ego-Googeln gehört mittlerweile zum Tagesablauf wie der morgendliche Blick in den Spiegel. Der Hightechverband Bitkom rät Berufseinsteigern, ihr Internetprofil vor dem Bewerbungsgespräch zu überprüfen und notfalls zu glätten - damit dem möglichen Arbeitgeber nicht als Erstes die Bilder vom letzten Nudistentreffen mit den Mädels von nebenan entgegenspringen.

Das mit dem Glätten ist allerdings so ein Problem. Bei Facebook kann man ja noch aufräumen, aber was ist, wenn der Eintrag über die eigene Beteiligung beim Wettstreit der Nachwuchspoeten erst ganz spät kommt - nach 20 Treffern zu ähnlich klingenden Synchronschwimmerinnen aus Frankreich?

Und was ist, wenn man, Gott bewahre, jetzt Investmentbanker ist und unter den ersten 40 Einträgen nur Kommentare findet, die unter das Jugendschutzgesetz fallen? Dann doch lieber Nacktbilder. Oder Google verstaatlichen.


Dienstag, 21. Oktober 2008

"Der Buhmann ist zurück"


Monatelang hat Josef Ackermann an einem besseren Image gefeilt - mit Erfolg. Doch innerhalb weniger Tage ist aus Deutschlands erstem Banker offenbar wieder der Staatsfeind Nr. 1 geworden.
Am Ende, ein kurzer, heftiger Kampf ist vorbei, wird der Ton plötzlich kleinlaut, zaghaft. Und sehr, sehr sperrig: "Im Zusammenhang mit der Kontroverse um die Inanspruchnahme staatlicher Hilfen durch Banken legt die Deutsche Bank Wert auf die Feststellung, dass sie das betreffende Gesetz der Bundesregierung selbstverständlich unterstützt - unabhängig davon, dass sie selbst kein Kapital vom Staat benötigt." Es ist ein Satz wie ein Bollwerk, ein Satz, hinter dem sich verschanzt wird. Was ist nur passiert?
In diesem Krisenjahr passieren die Dinge in atemberaubendem Tempo. Banken gehen unter, Börsen brechen ein, Geld wird vernichtet. Innerhalb weniger Tage hat auch Josef Ackermann verloren, was er sich über Monate hinweg mühsam aufgebaut hat. Sein Image, seine Rolle, seine Beziehung zu den Deutschen.
Josef Ackermann ist zurück. Als Feindbild und Buhmann. Er wird missverstanden. Er sagt Sätze, die wie Stromschläge durch das Land jagen. Er ist für die Deutschen da, wo er hergekommen ist: zurück auf Victory. Bei ihm heißt das: ganz unten.

Das Drama beginnt mit einer guten Tat. Vergangene Woche hat Deutschland ein Riesenrettungspaket geschnürt. Da schnürt Ackermann noch mit.

Am Freitag kommt das Paket in den Bundestag - mit ihm ein Satz von Ackermann, der erregter debattiert wird als die 500 Mrd. Euro Steuergelder. Der Deutsche-Bank-Chef will auf seinen Bonus verzichten. "Dass der Mann überhaupt glaubt, er hat einen Bonus in diesem Jahr verdient!", geifert Renate Künast, Fraktionschefin der Grünen. Ein "Ablasshandel", knurrt auch Peter Struck von der SPD.

Während die Linkspartei den Vorschlag ihres irrlichternden Bundespräsidentenkandidaten Peter Sodann erörtert, Ackermann nicht beizeiten mal zu verhaften, legt dieser nach. Er würde sich "schämen", die Hilfe des Staates in Anspruch zu nehmen, zitiert ihn der "Spiegel". Ab dann sind alle Schleusen offen, Politiker poltern und schimpfen, Ackermann scheint kurz davor, für vogelfrei erklärt zu werden.

Am Dienstag dann wird es sperrig. "Ackermann passt in die Rolle des Sündenbocks wie kein anderer", sagt ein Kenner. "Er war in Deutschland schon immer der Hauptverfechter des internationalen Kapitalismus. Jetzt, wo dieser Zyklus zu Ende geht, werden Leute gesucht, die im Büßergewand gehen. Das verweigert er."
Ackermann und die Deutschen, das war immer eine schwierige Beziehung. Er war immer die Figur, an der sich jeder rieb und alles entzündete. Wenn er etwas sagte, erregte sich das Land. Wenn er etwas nicht sagte, auch. Beim Amtsantritt 2002 wird er noch als "Low-Key-Joe" gefeiert, als Mann des Ausgleichs, zurückhaltend und maßvoll.
Er baut die Deutsche Bank um, die Gewinne steigen - doch schon bald überschattet der Mannesmann-Prozess seine Erfolge. Ein kleines Handzeichen Ackermanns vor dem Gerichtssaal, das berühmte "Victory"-V, wird zum Symbol für die Überheblichkeit und Hybris der Manager.

Als maßlos statt maßvoll gilt Ackermann seither, sein Gehalt von zuletzt 14 Mio. Euro wird mit einem Eifer debattiert, als gehe es um Fragen der nationalen Sicherheit. "Ackermann arbeitet immer mit den Symbolen, Gesten und Worten eines Gewinners", sagt die Münchner Wirtschaftssoziologin Andrea Maurer. "Aber manchmal kollidiert diese Sprache mit der Sprache der Gesellschaft."

Zum Auftakt des Mannesmann-Prozesses im Januar 2004 sagt Ackermann den ersten dieser berühmten Sätze, mit denen er die Republik zur Raserei treibt: "Deutschland ist das einzige Land, wo diejenigen, die Erfolg haben und Werte schaffen, deswegen vor Gericht gestellt werden." Knapp drei Jahre später, am 24. November 2006, ist der Prozess vorbei. Ackermann entkommt straffrei, mit einem Deal und einer Geldauflage in Höhe von 3,2 Mio. Euro. Dazwischen liegen: Fehler, Fehltritte, Pannen. Mal wird Ackermann missverstanden, mal verstehen selbst Wohlgesinnte nicht, was den Schweizer reitet. 25 Prozent Eigenkapitalrendite verordnet Ackermann kurz nach Amtsantritt der Deutschen Bank - der Sündenfall, meinen seine Kritiker.

Anfang 2005 verkündet das Institut in einem Atemzug Rekordprofite und die Entlassung von 6400 Mitarbeitern. Im selben Jahr schließt Ackermann ohne Not einen offenen Immobilienfonds und vergrätzt Zehntausende von Anlegern. Dass der Gewinn der Bank zwischen 2002 und 2006 von 400 Mio. auf fast 6 Mrd. Euro hochschießt, wird zur Nebensache.
Erst 2007 gelingt es Ackermann, das Blatt zu wenden. Im Juni holt er einen neuen Kommunikationsberater an Bord: Stefan Baron, den langjährigen Chefredakteur der "Wirtschaftswoche". "Baron arbeitet exklusiv daran, das Image von Ackermann aufzubauen", berichten damals Deutsche-Bank-Manager.

Mit Erfolg. Ackermann startet eine Charmeoffensive. Er tritt bei "Maybrit Illner" auf und erklärt den Deutschen die Finanzkrise, wirbt für mehr Transparenz. Er gibt Lifestyle-Magazinen wie "Park Avenue" und "Zeit Leben" Interviews mit Fotostrecken, die ihn in erster Linie als Menschen zeigen. Und er steht in all den Monaten der Subprime-Krise in engem Kontakt zur Kanzlerin. "Merkel und Ackermann haben einen sehr guten, inhaltlich vertrauensvollen Austausch", sagen damals Wegbegleiter. Ackermann scheint es geschafft zu haben: Mannesmann ist Vergangenheit, Ackermann erster Banker der Republik.
Zweifel oder Kritik an seiner Rolle kann Ackermann oft vergessen machen, etwa bei der Rettung der IKB im Sommer 2007. Während er sich und seine Rolle als Retter der Nation lobt, kritisieren andere seine Haltung. Heinrich Haasis, der Sparkassenpräsident, spottet über den "Ratgeber für Brandschutz", der vorher "ordentlich Brennholz gesammelt hat". Der Vorwurf: Die Deutsche Bank war in das Desaster der IKB verstrickt, hatte etwa den IKB-Fonds Rheinland Funding seit 2002 als Depotbank begleitet.

An Ackermann perlt alles ab. Im Februar dieses Jahres präsentiert er ein Rekordergebnis der Deutschen Bank. Pünktlich zu seinem 60. Geburtstag, den einige Medien mit Glückwunschorgien begleiten.

International wird er schon lange geschätzt, nun wollen plötzlich auch in Deutschland alle ganz nah an ihm dran sein. Veranstaltungsorte platzen aus allen Nähten, wenn der Deutsche-Bank-Chef auftritt, jedes Wort wird aufgesogen. Im Sommer erhält er im zweiten Anlauf die Honorarprofessur der Frankfurter Goethe-Universität. Beim ersten Versuch war der Widerstand gegen ihn noch zu groß. Anfang Oktober, während die Wall Street untergeht, verleiht sein Institut eine große Kunstsammlung an das Städel-Museum in Frankfurt. Ackermann genießt es, er scheint angekommen.
Beim Schnüren des Rettungspakets spielt er noch eine zentrale Rolle - seine jüngsten Äußerungen aber werden ihm plötzlich zum Verhängnis. "Ackermann verhält sich so, wie es im Interesse seines Hauses ist", sagt ein Banker. "Aber er hat ein Kommunikationsproblem."

Schließlich war es der Deutsche-Bank-Chef, der noch Anfang des Monats verlangte, auch Europa müsse Rettungspakete "in der Schublade haben". Er, der jahrelang den harten Wettbewerb gepredigt und sich jegliche Einmischung seitens der Regulierer verbeten hat. "Ackermann repräsentiert ohnehin ein System, das von der Bevölkerung gerade abgelehnt wird", analysiert Maurer. "Und jetzt wehrt dieses System auch noch das Hilfsangebot der Gesellschaft ab. Das verstehen viele nicht."
Ackermann fehle das Fingerspitzengefühl, kritisiert ein Banker. Das Gefühl dafür, dass es dem Normalbürger übel aufstößt, wenn er in Zeiten milliardenschwerer Rettungspakete das Streben nach Rendite preist oder die strikte Deckelung des Gehalts kritisiert. Und so kommt jetzt alles wieder hoch: der Neid auf den Erfolg, die Häme, die Schadenfreude. Und welcher andere Bankchef ist schon prominent genug, um als Blitzableiter herzuhalten?

Wie sehr die Dresche den 60-Jährigen trifft, ist schwer einzuschätzen. Selbst von seinen eigenen Mitarbeitern ist Ackermann stark abgeschirmt, in der Öffentlichkeit lässt er sich in der Regel nichts anmerken. "Das hinterlässt Spuren", sagt ein ehemaliger Mitarbeiter. "Es gibt den Ackermann vor dem Mannesmann-Prozess und den danach." Die Veränderung sei "absolut fühlbar" gewesen.

Nach außen hin gibt Ackermann bis heute am liebsten den unerschütterlichen Repräsentanten des Turbokapitalismus. Nur selten lässt er mal durchblicken, wie wichtig ihm echte Wertschätzung ist.

Wie etwa bei der Bilanzpressekonferenz im Februar. Da erwähnte er fast beiläufig, dass sich einige Menschen nach Jahren plötzlich wieder bei ihm gemeldet hätten. Nun könnte es wieder einsam werden für Josef Ackermann.

Ackermanns berühmte Sätze

"Deutschland ist das einzige Land, wo diejenigen, die Erfolg haben und Werte schaffen, deswegen vor Gericht gestellt werden" Zum Auftakt des Mannesmann-Prozesses, 21. Januar 2004

"Wer sich nicht darauf einstellt, wie die Welt funktioniert, wird niemals erfolgreich sein" Interview mit dem "Manager Magazin", März 2004

"Alle, die mich kennen, wissen, dass ich nicht so bin, wie das oftmals dargestellt wird" Interview mit der "Bild-Zeitung", 21. Januar 2006

"Mir wird langsam Angst um dieses Land." Zur Äußerung des Bundespräsidentschafts-Kandidaten der Linkspartei, Peter Sodann, 19.10.2008

"Ich bin Purist, und ich würde mich schämen, wenn wir in der Krise Staatsgeld annehmen würden" Rede vor Führungskräften der Deutschen Bank, 16. Oktober 2008

Freitag, 10. Oktober 2008

"Fleisch ist mein Gemüse"


ch will das nicht. Totes essen. Zerlegtes Tier auf dem Teller haben. Doch ich muss. Nach sieben Jahren Hardcore Vegetarismus sind die Mangelerscheinungen – Frieren, Gliederschmerzen, Konzentrationsstörungen – so groß, dass die Medizinerin sagt: „Friss oder leide.“ Nach all der Zeit, all den Kämpfen um Respekt und Anerkennung für die Entscheidung zur Fleischlosigkeit, dem Aufbegehren gegen untergeschummelte Speckbratereien, den auf ausgekochten Knochen basierenden Suppen. Nach dem häufig gehörten: „Nein, Fleisch ist da nicht drin. Wurst – ist doch kein Fleisch!“, kommt jetzt der Verzehr desselben dem Gefühl gleich, es nicht geschafft zu haben.

Wie zu den Eltern zurückzuziehen. Peinlich, erniedrigend, einfach unglaublich daneben. Um die Schmach im Rahmen zu halten und unter den Bessermenschen, den Mein-Leben-soll-anderenkeine- Belastung-sein-Typen, zu denen ich mich gern zählen möchte, nicht als totaler Verräter dazustehen, gehe ich zum Bioschlachter. Der tötet gleich um die Ecke, ich kann den Tieren zuwinken, bevor ich sie esse. Die Totenschau in seiner Auslage lehrt mich das Gruseln. Rosafarbene Tiere von innen. Ich möchte etwas, das nichts Weißes hat. Und kein Schwein. Also etwas vom Rind, das man kurz in die Pfanne wirft und nicht lange anschauen muss. Der Schlachter, der – und das ist nicht übertrieben – mit seinen runden, rosafarbenen Backen und den Schlitzen, durch die er guckt, aussieht wie ein Schweinchen, empfiehlt ein Hüftsteak . Als Erstes brate ich Unmengen von Zwiebeln. Ich will nicht sehen müssen, was vor Kurzem noch ein richtiges Rind war. Als die Zwiebeln braun zu werden beginnen, lege ich dazu, was meine Freundin als „Fleischlappen“ bezeichnet. Nach kurzer Zeit beginnt es wohlig zu riechen, verbreitet sich der würzige Bratengeruch in der Küche. Auf dem Teller begrabe ich das Tier unter dem Zwiebelberg. Sieben Jahre Verzicht aus ideologischen Gründen. Sieben Jahre, in denen ich mich besser fühlen konnte als die, die andere aufessen. Sieben Jahre Reinheit. Und nun das. Ich schneide in den Zwiebelberg hinein, das Fleisch ist fast ganz durch, und doch tritt roter Saft aus. „Boah, da kommt ja total viel Blut raus!“, sagt meine Freundin. Sie meint es nicht böse, sie beobachtet nur.

Doch das Fleisch muss jetzt sein. Ein unglaublicher Geschmack macht sich im Mund breit. Einer, der nach mehr verlangt. Der Gier auslöst, der was Animalisches hat. Noch immer decke ich das Elend mit Zwiebeln zu, als könnte ich das Eingeständnis zudecken, wie lecker totes Tier doch ist. Nach außen hin muss ich das auch nicht zugeben, sondern kann so tun, als würde ich aus medizinischer Notwendigkeit heraus handeln. Heimlich freue ich mich jedoch schon auf die Portion nächste Woche. Und zur Wiedergutmachung nehme ich mir vor, nächsten Sonntag an der Weide vorbeizugehen und meinem künftigen Essen zuzuwinken.

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Vorteil für Mr Cool


Barack Obama liegt dank der Finanzkrise im Rennen ums Weiße Haus wieder vorn. Seine distanzierte Art ist plötzlich seine größte Stärke.

Wer zu Beginn des Wahlkampfs gesagt hätte Barack Obama stehe Anfang Oktober als der bessere Krisenmanager da, wäre wohl ausgelacht worden. Nach dem Krieg in Georgien schien die Wahl für den Präsidentschaftskandidaten der US-Demokraten sogar schon verloren. Die Reden vom Wandel, das ständige "Yes, we can!" - all das war nicht mehr gefragt. Der ehemalige Marinepilot und jetzige republikanische Kandidat John McCain war mit seiner langen politischen Erfahrung klar im Vorteil. Prompt übernahm er die Führung in den Umfragen.

Seit ein paar Wochen ist es damit vorbei. Eine historische Finanzkrise schüttelt die Welt durch, am stärksten die USA. Und plötzlich ist das ruhige, teils professorale Auftreten Obamas beim Wähler gefragt. "Mr Cool", wie ihn das US-Magazin "Newsweek" nannte, ist wieder im Rennen. Keine Rede mehr davon, dass er zu distanziert, zu kühl und zu abgehoben sei. Obamas Schwäche ist seine neue Stärke geworden. Auch bei der zweiten Fernsehdebatte mit McCain wurde dieser Wandel sichtbar.

Dabei hat der Senator aus Illinois sein Verhalten eigentlich gar nicht geändert. Es sind die Bedürfnisse der Wähler, die sich verändert haben. Sie möchten an die Hand genommen und durch die Krise geführt werden. Anders als "Mr Hot" McCain verfährt Obama nicht nach dem Motto "Vorwärts, egal wohin!". In den Debatten um Rettungspakete und schärfere Aufsicht hielt er sich mit markigen Thesen zurück und musste dann auch nicht ständig den Rückzug antreten.

Obama wirkt schlicht gelassener und besonnener. Wenn Panik herrscht, ist das gefragt. Welcher Kandidat am Ende wirklich der bessere Krisenmanager wäre, ist damit natürlich nicht geklärt. Die Wähler haben aber offenbar entschieden, wer ihn am ehesten verkörpert.

Dienstag, 7. Oktober 2008

"Geadeltes Medikament"

Der Nobelpreis an einen deutschen Krebsforscher ist eine gute Nachricht für die Pharmaindustrie. Eine bessere PR für die umsatzstärkste Arznei gibt es kaum.
In den Vorstandsetagen der Pharmaindustrie dürften am Montag die Champagnerkorken geknallt haben. Der Medizinnobelpreis für den Heidelberger Krebsforscher Harald zur Hausen kommt gerade recht - um einem absoluten Verkaufsschlager der Branche neue Kraft zu schenken.

Der deutsche Virologe gilt mit der Entdeckung der humanen Papillomaviren (HPV) als Vater des Impfstoffs gegen Gebärmutterhalskrebs. Dank seiner bahnbrechenden Erkenntnisse konnten die Pharmariesen GlaxoSmithKline und Merck & Co die weltweit ersten Impfstoffe gegen Krebs entwickeln - ein Meilenstein der Medizin, ein Durchbruch.

Und ein Milliardengeschäft: Allein in Deutschland avancierte der HPV-Impfstoff im Jahr 2007 in wenigen Monaten zum umsatzstärksten Medikament in der ambulanten Versorgung, zu einem guten Teil verantwortlich für die gestiegenen Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenkassen. Es war ein beispielloser Eroberungszug, angetrieben von den PR-Strategen der Unternehmen, einem bis dahin unbekannten Medienhype und den Krankenkassen, die sich gegenseitig auszustechen versuchten. Im Wettbewerb mit der Konkurrenz waren sie bereit, ihren Versicherten die prestigeträchtige Impfung auch für den Rekordpreis von rund 450 Euro zu bezahlen.

Inzwischen droht der Glanz jedoch zu verblassen. Ärzte und Gesundheitsökonomen zweifeln zunehmend am Nutzen der Impfung. Sie wirkt nur gegen die zwei häufigsten Virenarten, gegen 30 Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs kann das Medikament nichts ausrichten. Und wie langfristig der Schutz wirkt, ist nicht erforscht. Anders als Deutschland verweigerte beispielsweise Österreich die Aufnahme der HPV-Impfung in das nationale Impfprogramm - die Immunisierung sei zu teuer. Im Kern geht es um die für jedes Gesundheitssystem essenzielle Frage: Rechtfertigt der erwartete Nutzen der Behandlung die hohen Kosten?

Gerade durch den Hype um die HPV-Impfung war diese Auseinandersetzung bislang schwierig. Eine rational geführte Debatte dürfte künftig noch komplizierter werden. Durch den Nobelpreis wird der Impfstoff geadelt, die Marketingmaschine der Arzneimittelhersteller dürfte von Neuem anlaufen.

Der Brisanz ihrer Entscheidung waren sich die Juroren am Karolinska-Institut in Stockholm durchaus bewusst. Sie könnten nicht steuern, wie Konzerne den Nobelpreis ausschlachteten, gaben sie zu Protokoll - und schoben dann listig nach, dass der hohe Preis des Impfstoffs durchaus ein Problem sei. Wie die PR-Strategen dies wohl in ihre Kampagnen einbauen?

Montag, 6. Oktober 2008

Tag 11 oder Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen


Es gibt im Moment viele Dinge, die in meinem Kopf herumschwirren und mir Kopfschmerzen bereiten.

So viele unbeantwortete fragen und zu viele Fakten, die sich als falsch herausgestellt haben.

Ich hätte mir gewünscht, dass die Tage im grünen, mir auf meinem Weg des inneren Friedens, mich näher an den Pfad der Erleuchtung gebracht hätten.

wie esoterisch.

Auf meiner noch immer dauernden reise der Selbstfindung durchreise ich die verschiedenen Ebenen der Transzendenz.

Wieso die Abkehr von Populismus und Kapitalismus, schwarz weiß denken, whether you`re with me or you`re against me?

Nun ja ich habe selbst gemerkt dass ich ein Junkie bin. In vielerlei Hinsicht.

Also befasste ich mich in den Tagen der fernsehfreien zeit mit den Thesen des mohandas ghandi.

(KS: Gandhi, Mohandas Karamchand, genannt Mahatma, (1869-1948), Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung und Verfechter des gewaltlosen Widerstands zur Durchsetzung politischer Ziele.




Gandhi wurde am 2. Oktober 1869 in Porbandar im heutigen Bundesstaat Gujarat geboren, studierte in London Jura und ließ sich 1891 in Bombay als Anwalt nieder. 1893 ging er als Rechtsberater einer indischen Firma nach Durban in der britischen Kronkolonie Natal in Südafrika, wo er sich als Angehöriger einer „niederen Rasse” behandelt sah. Empört darüber, dass indischen Einwanderern in großem Umfang bürgerliche Freiheiten und politische Rechte verweigert wurden, nahm er unverzüglich den Kampf für die Grundrechte der Inder in Südafrika auf.


Gandhi blieb 20 Jahre lang in Südafrika und wurde in dieser Zeit mehrmals inhaftiert. 1894 gründete er den Natal Indian Congress, in dem er den Widerstand der indischen Einwanderer gegen die diskriminierenden Rassengesetze organisierte. Unter dem Eindruck persönlich erfahrener Gewalt und beeinflusst von Lew Tolstoj, der christlichen Bergpredigt und Henry David Thoreau und dessen berühmtem Essay Civil Disobedience (Ziviler Ungehorsam) entwickelte Gandhi eine Politik des gewaltlosen Kampfes, des passiven Widerstands und der Verweigerung der Zusammenarbeit mit den Behörden. Gandhi selbst hielt die Bezeichnungen passiver Widerstand und ziviler Ungehorsam für seine Absichten für ungeeignet und prägte für seine Politik den Begriff Satyagraha (Sanskrit: Hingabe an die Wahrheit), d. h. unbedingtes Festhalten an dem als wahr Erkannten und, im Sinne dieses Wahren, gewaltloser Widerstand gegen jedes Unrecht.)

Ein politiker hat mal über ihn gesagt „später wird man es nicht für möglich halten dass ein Mensch, wie er unter uns weilte, und wandelte“ so hoch wie die achtung, die ghandi erfahren hatte.

In Zeiten von Kriegen ethischen säuberungen, Bankenpleiten, Finanzkrisen, Aufgabe der Persönlichkeitsrechte, staatlich befohlener Überwachung, und politischen Opportunisten, die immer sich immer wie die Fahne im Wind verhalten, wünscht man sich doch wieder Vorbilder, wie jenen ghandi oder wenigstens einer Dampfwalze wie Strauß, die auch mal aneckt und die Menschen mit ihren aussagen begeistert oder einen Sturm der Entrüstung von der Leine lässt, und nicht so einen mediengeilen Dalai Lama oder öko-terroristen von bauern horst seehoder.

Wäre es heute genauso angebracht, passiven Widerstand gegenüber dem System zu üben?

Die RAF (KS: Rote-Armee-Fraktion (Abkürzung RAF), Eigenbezeichnung einer 1968 entstandenen linksextremistischen und gegen das gesellschaftliche System der Bundesrepublik Deutschland gerichteten terroristischen Gruppierung, die aus der nach ihren Anführern Andreas Baader und Ulrike Meinhof benannten Baader-Meinhof-Gruppe hervorging. Die RAF verstand sich als Teil des internationalen Terrorismus, ihre Mitglieder wurden zum Teil im Nahen Osten von palästinensischen Widerstandskämpfern militärisch ausgebildet und unterhielten Beziehungen zu terroristischen Gruppen im Ausland wie der Action Directe in Frankreich, der IRA in Irland oder den Roten Brigaden in Italien. Seit den achtziger Jahren erhielten RAF-Mitglieder Ausbildung und Unterschlupf auch in der DDR. Ihr Vorbild waren die Tupamaros im Uruguay der sechziger Jahre. Im Umfeld der RAF agierten eine Reihe nicht aktiver Sympathisanten. Die Rote-Armee-Fraktion hatte ihre Wurzeln in der außerparlamentarischen Opposition (APO) und der Studentenbewegung der sechziger Jahre. Zu den Aktionen der RAF gehörten neben Anschlägen auf US-amerikanische Einrichtungen in Deutschland vor allem Attentate auf Repräsentanten des Staates und der Wirtschaft. Viele dieser Aktionen stellten Befreiungsversuche oder Racheakte für inhaftierte bzw. getötete RAF-Mitglieder dar. Seit Anfang der siebziger Jahre verübte die RAF planmäßig Gewaltakte gegen Menschen. In den 20 Jahren Terror wurden dabei mindestens 30 Menschen getötet.),hatte es ja mit Terror versucht und war gescheitert , oder macht es einfach keinen Sinn und ich schaue so lange weg bis das Problem von alleine gelöst ist?

Ich glaube diese Verdrossenheit des aktivismus ist überall zu sehen, man interessiert sich nicht mehr für Politik geschweige denn etwas anderen essentiellen als, welcher designer? ,welche schuhe?, wie oft, wie lang oder sonst etwas anderen trivialen,“ man sagt lieber im Bezug auf politik „gegen die da oben kann ich doch nichts machen“, doch dieser Trend zum wegschauen, hat sich in den letzten Jahren immer mehr verbreitet, und heute ist es ja schon nonchalant, wenn einem alles egal ist.

Furchtbar.

Aber warum ist das so? Warum geht meine Generation nicht mehr auf die Straße und demonstriert mit zehntausenden gegen irgendetwas? wer kennt denn noch die these von kant?

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!

Der einzige, der Menschen heute noch bewegen kann auf die straße zu gehen, ist der Demagoge, Rattenfänger und ehemalige burgerbrater Oskar Lafontaine, der unwahrheiten erzählt und ungehindert überall ohne widersand verbreiten kann.

So langsam habe ich das Gefühl, dass man den den unmündigen bürgern und den eliten, einfach mal eine lüge nach der anderen um die ohrern hauen mus, so lange bis sie die lüge glauben, und als referenzen in punkto Glaubwürdigkeit, hole ich mir olli geißen, günter jauch, kai pflaume, stefan raab, tokio hotel, sido & bushido und den impf ich dann ein, jeden Tag dazu aufzurufen sich für oder meinetwegen auch gegen Politik zu engagieren mithile meiner wie vom fließband produzierten lügen, aber das wird wohl nicht gehen , denn die kochen ja alle ihre eigene Suppe, und motivieren bekanntermaßen, das Volk dazu mehr Bier zu trinken……………….um den Regenwald zu retten.

na dann prost.

Disco

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